“Die zirkuläre Bauherrschaft verfügt idealerweise über eigene Bauteilressourcen und dokumentiert all ihre Bauten mittels eines Bauteilkatalogs, damit die Bauteile für künftige Projekte zur Verfügung stehen können.” Jasmin Winterer, Portfoliomanagerin Entwicklung, Immobilien Basel-StadtEs findet eine Kostenverschiebung bei Re-Use-Projekten statt Um die grössten Erfolge bei der Treibhausgasreduktion in der Gebäudeerstellung zu erzielen, ist es zielführend, wenn dies von der Besteller:in vorgegeben wird. Das Commitment zur Kreislaufwirtschaft muss an dieser Stelle verankert sein, den letztendlich kann nur die Besteller:in entscheiden, was geplant, gebaut oder nicht gebaut wird. Eines der Ergebnisse der Abschlussarbeit ist, dass die Gebäude, in denen wiederverwendete Bauteile verbaut werden, bisher nicht kostengünstiger als Bauten sind, die neue Materialien verwenden. Entweder lag eine Kostenneutralität oder erhöhte Gesamtkosten vor. Die Begründung hierfür ist, dass es spezifische Leistungen der Beteiligten braucht, die im konventionellen Prozess nicht vorgesehen sind. Dies führt zu einem Mehraufwand in der Planung. Künftig sind jedoch Skaleneffekte denkbar, welche den heutigen Mehraufwand reduzieren könnten. Bei den Planungskosten findet eine Kostenverschiebung statt, da das Planungsteam viel früher viel tiefer ins Detail gehen muss. Wenn ein Bauteil gefunden wird, muss das Planungsteam prüfen, ob dieses verwendet werden kann. Diese Prüfung würde in dieser Tiefe normalerweise erst in der Ausführungsplanung erfolgen. Die Planungskostenverschiebung fällt bereits in den frühen SIA Phasen (bis ca. Phase 32) an. Die Planungskosten sinken dafür in den darauffolgenden Phasen. Zudem fallen in den frühen SIA Phasen bereits Bauteilgewinnungskosten an, da die wiederzuverwendeten Bauteile vorab beschafft werden müssen. Diese Vorinvestition ist meist deutlich, jedoch nicht immer kostengünstiger als die Beschaffung konventioneller Bauteile. Nebst den genannten Faktoren spielt auch das Organisationsmodell eine grosse Rolle bezüglich der Kosten. Die zirkuläre Bauherrschaft verfügt gemäss Stricker et al. (2021) idealerweise über eigene Bauteilressourcen und dokumentiert all ihre Bauten mittels eines Bauteilkatalogs, damit die Bauteile für künftige Projekte zur Verfügung stehen können. Der/Die zirkuläre Bauherr:in fungiert somit selbst als Zulieferer:in der benötigten Bauteile für zukünftige Bauten. Umkehr des Entwurfsprozesses und multilaterale Zusammenarbeit Eine weitere Änderung betrifft den Entwurfsprozess und die Zusammenarbeit innerhalb der Projektorganisation. Bei einem konventionellen Projekt wird normalerweise mit einer Idee oder einem Konzept gestartet. Im Idealfall startet ein Re-Use Projekt mit dem Material, da dies den Rahmen für den kommenden Entwurf setzt. Diese Vorgaben können den Architekt:innen als Grundgerüst dienen, an dem sie ihren Entwurf orientieren können. Weiter wurde in den Interviews genannt, dass es viel mehr Kommunikation und Austausch innerhalb der Projektorganisation bedarf. Ein multilateraler Austausch und ein multilaterales Zusammenarbeiten wird gefordert. Das gemeinsame, übergeordnete Ziel der Wiederverwendung muss von jedem Beteiligten als Paradigma verstanden werden. Ein Auszug aus der MAS Arbeit steht hier zum Download bereit: Microsoft Word – 220214_D_Masterarbeit Jasmin Winterer_FINAL (bfh.ch). Die gesamte Arbeit können Sie über info@madaster.ch anfragen. Kontakt Jasmin Winterer, Portfoliomanagerin Entwicklung, Immobilien Basel-Stadt, jasmin.winterer@bs.ch Foto © Danist Soh
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